Stille Nacht oder gar Last Christmas: Steigende GEMA-Gebühren auf Weihnachtsmärkten 2023

Warum steigen die Kosten?

Die Adventszeit naht und die Menschen freuen sich auf Lichterglanz, Weihnachtsmärkte und stimmungsvolle Musik auf den Bühnen.

Doch fast immer, wenn ein Lied erklingt, dessen Urheber nicht vor mindestens 70 Jahren gestorben ist, fallen Gebühren an, die manchmal in der Summe nicht unerheblich sind. Und dieses Jahr fallen einige Kosten besonders hoch aus.

Wie kann das sein?

Beispiel Hessen: Bundesweit sind laut Verwertungsgesellschaft etwa 35 Städte von deutlich erhöhten Rechnungen betroffen gewesen. Die Stadt Frankfurt musste sogar heftige 40.000 Euro von 2022 nachzahlen. In Bayern gab es ähnliche Nachrichten: Mitte August dieses Jahres erhielt die Stadt Bayreuth eine deutlich höhere Rechnung als erwartet, obwohl sie in den Jahren zuvor weniger als 500 Euro für die Weihnachtsmarkt-Musik gezahlt hatte. Bayreuth war damit nicht allein; bundesweit waren etwa 35 weitere Veranstalter überrascht von drastisch erhöhten Gebührenbescheiden, wie der Deutsche Städtetag auf Anfrage mitteilte. In Regensburg beispielsweise erhielt die Stadt eine Rechnung, die fast siebenmal höher ausfiel als in den Vorjahren. Anstatt der bisherigen 2.300 Euro sollte die Stadt nun fast 16.000 Euro zahlen.

An den Tarifen und Gebühren hat sich laut GEMA kaum etwas geändert. Für ihre Berechnungen beruft sich die Verwertungsgesellschaft auf die gesamte Veranstaltungsfläche, wie sie auf ihrer Internetseite erklärt. In der Vergangenheit sei das jedoch kaum überprüft worden. Dabei wurden große Diskrepanzen registriert und neue Rechnungen gestellt. Diese Bemessungsgrundlage gilt seit 2011 und wurde bereits durch den Bundesgerichtshof (BGH) bestätigt. Gemäß dieser Regelung hängt die Höhe der Gebühr nicht von der von einigen Veranstaltern gemeldeten und von Lautsprechern beschallten Fläche vor der Bühne ab, sondern von der Gesamtfläche des Weihnachtsmarktes. Der Tarif, der auch für Stadtfeste und andere Veranstaltungen gilt, wurde von der GEMA in Zusammenarbeit mit der „Bundesvereinigung der Musikveranstalter“ (BVMV) ausgehandelt, zu deren Mitgliedern auch der Deutsche Städtetag gehört.

Was viele Kommunen sehr ärgert: Angeblich hat die GEMA ihre Pläne nicht ausreichend im Voraus angekündigt, und viele Veranstalter fühlten sich von den hohen Preisanstiegen sehr überrollt. Die GEMA selber entschuldigt sich auf ihrer Website für ihr Verhalten, und gibt zu, dass es wohl an der Kommunikation gehapert hat.

Kulanz in Härtefällen

Der Deutsche Städtetag hat angegeben, dass im Zusammenhang mit den Härtefällen vereinbart wurde, dass die reduzierten Rechnungen auch für die kommende Weihnachtsmarkt-Saison 2023 in Kraft treten sollen. Die GEMA hat diese Zusage bestätigt.

Cash für Klassiker? Wann gezahlt werden muss

Die allgemeine Regel bei der GEMA ist an sich nicht so schwer zu befolgen: wenn man ein Lied erklingen lässt, dessen Urheber nicht schon mindestens 70 Jahre verstorben ist, dann muss man in die Tasche greifen. Und teilweise recht tief. Viele traditionsreiche Weihnachtslieder wie z. B. „O Tannenbaum“ sind viel älter und damit theoretisch GEMA-frei, es sei denn, man verwendet moderne Versionen oder Adaptionen. Generell ist man mit den Originalversionen aber auf der sicheren Seite, auch wenn es sich um Live-Versionen wie bei Chören oder Instrumentalgruppen handelt. Moderne „Klassiker“ wie z.B. Last Christmas, der 80er-Jahre Hit der Band WHAM! oder auch Frank Sinatra's samtige I'll be home for Christmas (Sinatra verstarb im Jahr 1998) sind durch ihr eher junges Alter von der Preiserhöhung aber natürlich betroffen.

Nicht verzählen

Also, aufgepasst welche Version mal abspielt (oder aufführt)! Darf Jingle Bells kostenfrei seine Glöckchen klingen lassen? Das instrumentale Originalstück gerne, da es aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die berühmte Version von Sinatra jedoch nicht. Aber stattdessen darf man Glenn Miller abspielen, da dieser schon seit 1944 verstorben ist (übrigens auch eine sehr schöne Version!). Eigentlich nicht so schwer, aber irgendwie doch recht einfach den Überblick zu verlieren.

Stille Nacht? GEMAfrei als Option

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In Berlin ist bei vielen Veranstaltern die Stimmung recht trüb: Der Veranstalter des Weihnachtsmarkts auf der Domäne Dahlem rechnet aus, dass tagsüber mindestens 800 Euro Gebühren anfallen, auch wenn nur 30 Leute diese Musik hören können. Er behauptet, dass besonders Kindermusik nach 20 Metern Distanz nur schwer hörbar ist, die Veranstalter jedoch für 2.000 Quadratmeter zahlen müssen. Am Ende wird wohl an Live-Konzerten von Musikkünstlern gespart, weil der Markt sie sich nicht mehr leisten kann. Auch bei Schulkindern, die mit ihrer Blockflöte oder Chor neue Klassiker aufführen soll, gilt eigentlich: hier muss gezahlt werden, also aufpassen. Rolf Zuckowski's Weihnachtsbäckerei wird dieses Jahr wohl sehr kostspielig. Die Märkte beim Roten Rathaus und Schloss Köpenick verzichten sogar ganz auf Musik.

Dabei ist Musik doch für viele Besucher ein wichtiger Aspekt für ein stimmungsvolles Weihnachtsmarkterlebnis! Und Verzicht muss ja nicht unbedingt sein!

GEMA-freie Weihnachtslieder

Gewiss ist GEMA-freie Musik nicht immer die ideale Lösung, besonders wenn es um bekannte Weihnachtslieder wie "Last Christmas" geht. Aber mit der Mischung aus traditionellen Liedern, die oft instrumental und sehr stimmungsvoll sind, und ein paar modernen GEMA-freien Liedern, kann man sicherlich eine festliche Atmosphäre kreieren. Audiocrowd bietet momentan über 280 GEMA-freie Weihnachtstracks an, wo sich garantiert ein paar neue Lieblingsstücke finden lassen. Praktisch für jede Art weihnachtliche Veranstaltung, wo GEMA-Kosten einem sonst den Spaß verderben könnten. Rechtlich auf der sicheren Seite, gleichzeitig neue Künstler zu unterstützen und etwas neuen Schwung in die Bude zu bringen, ist doch eigentlich sehr festlich, finden wir jedenfalls.

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